Radierung

Radierung
Ra|die|rung [ra'di:rʊŋ], die; -, -en:
1. <ohne Plural> künstlerisches Verfahren, bei dem eine Zeichnung in eine Kupferplatte eingeritzt und für den Abdruck eingeätzt wird:
für die Radierung braucht man eine sehr ruhige Hand.
2. durch die Radierung (1) hergestelltes Blatt:
auf der Auktion wurde eine berühmte Radierung versteigert.

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Ra|die|rung 〈f. 20
1. Art des Kupferstichs, bei der die Zeichnung mit der Radiernadel in eine mit einer säurefesten Masse überzogene Kupferplatte eingeritzt wird, die Platte wird dann mit einer Säure übergossen, die in die eingeritzten Stellen eindringt
2. der von dieser Platte hergestellte Abdruck; →a. Kaltnadelradierung

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Ra|die|rung, die; -, -en (bild. Kunst):
1. <o. Pl.> künstlerisches Verfahren, bei dem mit einer Radiernadel die Zeichnung in eine Kupfer-, auch Zinkplatte eingeritzt u. (zur Herstellung von Abzügen) durch Eintauchen in eine Säure eingeätzt wird.
2. durch das Verfahren der Radierung (1) hergestelltes grafisches Blatt.

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Radierung
 
[zu lateinisch radere »kratzen«, »schaben«], Tiefdruckverfahren, bei dem als Druckform eine geätzte Kupfer- oder Zinkplatte dient. Die Platte wird zunächst mit einem säurefesten Ätzgrund (eine Mischung aus Asphalt, Harz und Wachs) beschichtet und anschließend mit Ruß geschwärzt. Mit der Radiernadel gräbt der Künstler die Zeichnung in den Ätzgrund. Im darauf folgenden Säurebad (Eisenchlorid oder mit Salpetersäure angesetztes Scheidewasser) greift die Ätzlösung den freigelegten Metallgrund an und vertieft so die Zeichnung, wobei die Dauer der Ätzung die Tiefe bestimmt. Durch partielles Abdecken mit Asphaltlack während des Ätzvorgangs können hellere Stellen (»Lichter«) der Darstellung erhalten bleiben. Nach dem Entfernen des Ätzgrundes wird die Druckfarbe mit einem Tampon in die vertieften Linien gerieben. Beim Druck mit der Handpresse presst sich die Druckplatte tief in das angefeuchtete Papier. Der Vorteil der Radierung im Vergleich zum Kupferstich liegt in der leichten Handhabung der Radiernadel. Mit der kalten Nadel können geätzte Platten weiterbehandelt werden (Kaltnadelradierung). Im Gegensatz zur Radierung, deren bildkünstlerische Gestaltungsmittel die Linie ist, werden bei der Aquatinta durch den abgestuften Ätzvorgang Flächentöne erzeugt. Experimentierfreudige Künstler entwickelten noch weitere Varianten der Radierung (Crayonmanier, Vernis mou, Glasklischee).
 
 
Die Erfindung der Radierung. Anfang des 16. Jahrhunderts wird dem Plattner D. Hopfer aus Augsburg zugeschrieben. Bald machten Künstler wie A. Dürer und A. Altdorfer sich den größeren Spielraum, den die Radierung gegenüber dem Kupferstich bietet, für spontanes Arbeiten zunutze. Mit der Verwendung von Kupferplatten anstelle der ursprünglichen Eisenplatten war eine weitere Voraussetzung für die Vervollkommnung der Technik gegeben. Niederländer (Lucas van Leyden) wie Italiener (Parmigianino) arbeiteten von Anfang an auf Kupferplatten. In Frankreich entstanden inhaltlich aufeinander bezogene Folgen (J. Callot). In den Niederlanden erreichte die Radierung mit Einzelblättern von H. Seghers und Rembrandt einen künstlerischen Höhepunkt. In der Folgezeit beherrschten viele bedeutende Künstler die linearen Differenzierungsmöglichkeiten und die malerischen Helldunkelwirkungen der Radierung, in Frankreich u. a. F. Boucher, G. de Saint-Aubin und M. Moreau, in Italien Canaletto, G. Piranesi und G. B. Tiepolo, in England W. Hogarth, J. Gillray und T. Rowlandson, in Deutschland J. E. Ridinger und D. Chodowiecki, in Spanien F. de Goya y Lucientes. Als virtuos gehandhabte Reproduktionstechnik fand die Radierung im 18. Jahrhundert Verwendung; zahlreiche Werkzeuge wurden erfunden und Varianten der Radierung entwickelt. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts verhalfen bedeutende Künstler der Radierung zu einem neuen künstlerischen Aufschwung. Zu ihnen gehören die Vertreter der Schule von Barbizon, C. Meryon, C. Pissarro, E. Degas, F. Rops und A. Renoir in Frankreich, W. Leibl, M. Liebermann, L. Corinth und M. Slevogt in Deutschland, K. Stauffer-Bern in der Schweiz, J. Ensor in Belgien, in England J. Whistler, J. Pennell und F. S. Haden, der als Erster um 1880 begann, seine Abzüge zu signieren. Auch im 20. Jahrhundert bildet die Radierung Schwerpunkte im grafischen Œuvre namhafter Künstler, darunter E. Munch, Käthe Kollwitz, H. Matisse, P. Picasso, G. Braque, M. Beckmann, M. Chagall, G. Rouault, E. Nay, G. Altenbourg, H. Janssen, A. Hrdlicka, B. Luginbühl, A. Brunovský, J. Anderle, D. Hockney, F. Auerbach und die Vertreter der Schule des fantastischen Realismus.
 
 
W. Koschatzky u. K. Sotriffer: Mit Nadel u. Säure. 500 Jahre Kunst der R., Ausst.-Kat. (Wien 1982);
 M. Krick: Die Kunst der R. Werkzeuge, Techniken, Arbeitsprozesse (1985);
 F. van der Linden: DuMont's Hb. der graf. Techniken (a. d. Niederländ., 31990);
 J. Tichy: Kaltnadelradierungen (Klagenfurt 1992);
 W. Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Gesch., Meisterwerke (Neuausg. 111.-115. Tsd. 1993).
 

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Ra|die|rung, die; -, -en (bild. Kunst): 1. <o. Pl.> künstlerisches Verfahren, bei dem mit einer Radiernadel die Zeichnung in eine Kupfer-, auch Zinkplatte eingeritzt u. (zur Herstellung von Abzügen) durch Eintauchen in eine Säure eingeätzt wird. 2. durch das Verfahren der ↑Radierung (1) hergestelltes grafisches Blatt.

Universal-Lexikon. 2012.

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